In die Leere der singulären Identität hinein, dort tauche ich auf – aus endlosen Datenströmen, aus blassen Knochen und Fleisch. Dieser Körper ist mein Körper ist eine Vielzahl von Körpern, die ineinander verschwimmen und die Grenze zwischen Haut und Pixel durchdringen. Während sich ein Tänzer über die Bühne bewegt, entfaltet sich ein unendlicher virtueller Raum um einen Avatar, der seine Bewegungen widerspiegelt. Der physische und der virtuelle Körper sind untrennbar miteinander verbunden, aber nie ohne Reibung. Wo ich bin und wer ich bin, ist eine Monstrosität, eine Störung an den vielen Schwellen des Cyberspace.
THE DEAD CODE MUST BE ALIVE! ist ein hybrides Stück, das Choreografie, Live Motion Capture, algorithmisches Design und experimentellen Sound miteinander verbindet. Ein komplexes System überträgt die Bewegungen der tanzenden Person per Live-Stream in eine virtuelle Welt, wo sie von einem Avatar gespiegelt werden. Diese Arbeit von Brigitte Huezo begrüßt Fehler, weil sie als Möglichkeiten der De-Naturalisierung gesehen werden – und die bloßen Skelette sichtbar machen, auf denen unsere Welten gebaut sind.
Brigitte Huezo (they/them*) arbeitet post-digital in den Bereichen Choreografie, Tanz und Performance. They interessiert sich für die Dekonstruktion des Körpers in einer virtuellen, technologiegesteuerten Welt. They arbeitet an der Schnittstelle von Technologie, Gaming, 3D-Design, Film und Mode. 2023 schuf Brigitte Huezo die interaktive Tanz-Installation "Post Digital Bodies" für das 25-jährige Jubiläum des Tanzhaus NRW. Daraus ging ein Motion-Capture-Workshop hervor, der im Rahmen von Jacolby Satterwhites Ausstellung "We Are in Hell When We Hurt Each Other" angeboten wurde, eingeladen von Kampnagel Hamburg und Deichtorhallen Hamburg. Brigitte Huezo studierte im BA Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit Unterstützun des DAAD und Stipendien.
Im Stück wird Stroboskop-Licht eingesetzt. Durch die visuellen Effekte kann es zudem zu Reaktionen bei seh- und bewegungsempfindlichen Personen kommen.
Wie wurde der menschliche Körper so hyperreal, ständig sichtbar, fragmentiert und vervielfältigt? Wie haben sie sich in komplexe digitale Systeme integriert - und umgekehrt? Welche Körper sind auf digitale und virtuelle Räume angewiesen, um real zu werden? Wie produzieren sie kollektiv Alternativvorschläge zu den restriktiven und oft gewalttätigen Realitäten, mit denen sie in der physischen Welt AFK konfrontiert sind?
"Inspiriert vom Cyberfeminismus und der Low-Brow-Kultur bin ich daran interessiert, hybride Experimentierräume zu schaffen," sagt Brigitte Huezo, "in denen sich die Identität ständig verschiebt, collagiert wird, flüchtig ist, ständig neu arrangiert werden kann, ihre Teile kopiert und eingefügt werden und sich jenseits einer klaren Trennung zwischen dem Realen und dem Imaginären bewegt. Die Verbindung von Körper und Maschine, die Verwandlung in einen Avatar, in einen Cyborg - und die Sichtbarmachung der verschiedenen Akte und Fehler der Übersetzung, die damit einhergehen - ist eine Möglichkeit, die bestehenden politischen Regime zu denaturalisieren. Es ist ein Weg, eine Welt zu erschaffen, zu spekulieren, wie die Dinge anders sein könnten, sogar anders als das, was wir heute für physisch oder biologisch machbar halten."
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Künstlerische Leitung, Konzept, Choreografie, Tanz: Brigitte Huezo
In Zusammenarbeit mit: 3D-Kunst und Animation: Lukas Becker (Originalversion) / Max*ine Vajt (Überarbeitete Version)
Informatik & Soundkunst: Tim Pauli
3D-Fashion-Design & digital AI-Texturen: Kerima Elfaza
Eine Produktion von Brigitte Huezo. Gefördert im Rahmen des Programms tanz:digital des Dachverband Tanz im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Unterstützt durch eine Tanzresidenz 2022 im Quartier am Hafen ebenso wie durch das Format Residence Plus format der Tanz Station – Barmer Bahnhof und Freiraum Atelier – Ben J. Riepe Kompanie.
Tickets können über das Theater im Depot oder an der Abendkasse erworben werden.
Fotocredits: Brigitte Huezo